Röhren/ Röhrenverstärker/ Effekte
Gitarrensound macht nur die Gitarre - Fehlanzeige!
All die Jahre habe ich viel, viel ausprobiert (aus Platz- und Transportgründen verschiedene Transistor-, Digital-
Röhrenvorstufen mit digitaler Klangoptimierung und Effekten, auch Transistorenkofferverstärker und natürlich
auch das Schlimmste...direkt ins Pult...) nie war ich mit meinem Gitarrensound wirklich glücklich und wollte die Schuld
schon meinen selbstgebauten Gitarren geben, wenn da nicht irgendwo ein ganz alter, einfacher Röhrenbassverstärker
“ Mars 30 “ herumgekugelt wäre, den ich eigentlich eher aus Spass angestöpselt habe - da wurde ich hellhörig...
Plötzlich war da ohne technischen Schnickschnack, ohne Effekte mit drei Reglern ein Sound zu hören, so was von
wuchtig und voll, dass sogar mein ADA MP1, den ich bislang als einzige Alternative für einen halbwegs brauchbaren
E-Gitarren -Sound sah, ziemlich alt aussah. - Was tun? -
Die Angst vor der Unkenntnis mit Röhren und vor allem der Umgang mit Hochspannung ( immerhin ca. 320 V )
haben mich lange davon abgehalten, auf diesem Terrain zu experimentieren. - Aber da war noch immer der alte
Mars 30 und der Traum vom perfekten Ton.... - Internet macht klug, modifikationsfreudig bin ich auch -
- Das zusammengetragene Material brauche ich irgendwo griffbereit...bei meiner Zettelwirtschaft....
Das Ergebnis ist eine Zusammenstellung von einerseits wichtigen Informationen darüber, was in der Signalkette
wann, wo und wie passiert bis hin zu einem Verstärkerumbau, der bei mir als Prototyp dreikanalig besten Gitarren-
sound abliefert.( Als Vorbilder dienen klarerweise die zwei Großen : Fender und Marshall )
Nun aber zu den Grundschaltungen:
Die meisten damals, wie heute gebauten Geräte arbeiten im Vorstufenbereich mit der Doppeltriode 12AX7 (ECC83),
was so viel heißt, dass in einer Röhre eigentlich zwei Verstärker eingebaut sind. Es würde den Rahmen sprengen,
hier die Arbeitsweise von Röhren zu erklären, (deshalb hier: Schau nach....) mir geht es hier um Zusammenhänge
mit bestimmten Bauteilen und die Auswirkung auf Veränderungen dieser. Eine typische Vorstufe schaut so aus :
Am Eingang ist fast immer ein Widerstand mit 68 KO, der
dazu dient, Hochfrequenzeinstreuungen, wie Radiosignale
abzuschwächen bzw. zu eliminieren.
* Der Anodenwiderstand ist normalerweise bei allen Röhren
gleich ( zw. 82 und 470 KO), kann aber in den Folgeröhren
( besonders in 3.) vergrößert werden = Distortion... 1.Röhre:
je größer R in der ersten Röhre (bis ca.220K) desto schriller
der Ton ( Fender: “glasklar”)....übrigens Rock´n´Roll spielt´s
bei 100K...
** Hier liefert die Verkleinerung ( wichtig: niemals 0 !!) des R mehr Verzerrung über den gesamten Frequenzbereich
und der Wert von C **** bestimmt die Ansatzfrequenz (sollte der Verstärker zu HF-Schwingungen neigen kann
man diesen C**** entfernen) .....wirkt jedenfalls wie eine Höhenanhebung.
*** effektive Methode, um sehr schnell in die Übersteuerung zu kommen ( zwischen 10KO und 0,5 KO...niemals 0 !!!)
allerdings ist der entstehende Sound mit kleiner werdendem R ziemlich “fuzzy”. Gebrückt wird das Ganze mit
einem Elko, (aber auch Kondensator) was den Klang obertonreicher macht. ( C hält die Kathode am gleichmäßigen
Spannungslevel - “ full Gain “ - der Overdrive wird aggressiver ...je kleiner desto “ Trebleboost “...lässt man ihn ganz
weg, wirkt der Sound mehr komprimiert.) An manchen Stellen wird hier empfohlen, keinen Elko sondern einen
Kondensator mit Werten zw. 470nF - 47nF zu verwenden. Empfohlen wird zB. einen C mit 1myF und einen Poti mit
4,7KO in Reihe zu schalten = Presencecontrol....
Klangregelung:
*Da wir die Anode der Röhre ( auf der ca. 320V Gleichspannung liegen) mit dem Signal koppeln, brauchen wir einen
Koppelkondensator ( ca. 22nF/ 400V ), der die Gleichspannung sperrt, die Wechselspannung des Signals aber
durchlässt.( man findet in den Schaltungen Werte zwischen 100 nF und 500 pF)....je kleiner, desto weniger Bässe,
dafür Mitten stärker...
a) einfache Tonregelung: C1 ca.500 pF (470); C2 ca.10nF(4,7)...danach folgt ein einaches schaltbares Midshift mit
680nF ( gefällt mir bei meinen Gitarren ganz gut, kann aber nach Geschmack geändert oder ganz weggelassen
werden )
b) Klangregelung nach Marshall, wobei es hier verschiedene Varianten gibt: entweder Koppelung wie vorher, oder
von der Kathode aus...dabei wird mit dem 120 KO Widerstand die Ansatzfrequenz bestimmt und mit dem 33KO
Widerstand, wie schon oben beschrieben, die Distortion ( je kleiner, desto “Brett” ...nicht 0 !!!)
c) ist die typische Fenderklangregelung - wird an die Anode gekoppelt -
Die Dreikanalregelungen haben ein Mittenloch, weshalb es ganz sinnvoll erscheint, zu wissen, wie man den Klang
durch Änderung der drei Kondensatoren, die ich von oben nach unten mit 1,2 und 3 bezeichnen will, verändern
kann.
- je größer C1, desto weiter wird das Mittenloch zu den tieferen Frequenzen verschoben.
- je kleiner C2 ( bis ca. 22nF), desto mehr werden tiefe Frequenzen abgeschwächt.
- bei Marshall wird der Greifer des Potis direkt an C3 und nicht, wie bei Fender an den Ausgang des Bassreglers
gekoppelt, was den Vorteil hat, dass bei Nullstellung von Bass- und Trebleregler noch ein Signal zu hören ist.
Außerdem liegt das Mittenloch bei ca. 1000 Hz.
FX - Loop: a) passiv: Hier wird einfach die Klangregelung zwischen Treble- und
Mastervolumenregler unterbrochen. (gesehen habe ich sie
auch schon hinter dem MV)....dann lässt sich die Sendbuchse
auch ganz bequem als Line Out missbrauchen - wenn man mal
zu faul ist zum Mikrofonieren.
b) aktiv: Über den Marshall Valvestate gibt´s hier eine relativ nachbausichere Schaltung im Netz: Schau nach
Halleffekt: Den setzt man am Besten hinter den Volumenregler der Klangregelung. Zur Koppelung
verwenden wir Aufbau a: 1 ist Ausgang zum Effekt, 2 ist Rückführung des Effekt-
signales zur nächsten Verstärkerstufe ( Der C ist wichtig, weil das Signal dadurch
mehr Präsenz erhält....
b) das Signal wird über Magnetspulen auf die Spiralen übertragen, deshalb werden
hohe Frequenzen geschluckt und das macht auch eine Korrektur im Vor- und Nach-
verstärker der Hallstufe notwendig.
Um sich eventuell eine Röhre zu sparen, kann man die Halleinheit in Operationsverstärkertechnik ausführen, was
klanglich keine besondere Einschränkung bedeutet, da das verhallte Signal eine Zugabe zum Originalton ist. Hier ist
ein solcher Aufbau :
Die RC- Kombination ( 10nF, 68 Ohm) am Eingang blendet Frequenzen unter 230 Hz aus.
Die Op-amps sind TL 071, in der Aufholstufe bestimmt das Verhältnis der 68 Ohm und
6,8 K den Pegelanstieg. Der Elko mit 10myF bedämpft wiederum tiefe Frequenzen
( Rumpelgeräusche durch mechanische Erschütterungen), das parallele RC-Glied am
Schluss (6,8K, 1,5nF) bildet einen Tiefpass ( Gesamt-R wird mit wachsender Frequenz
kleiner). Schließlich ist da noch R und die Massenverbindung, die bei kurzer Leitung zur nächsten Verstärkerstufe
wegfallen können, ansonsten durch Probieren ermitteln....
Tremolo: Ich mag die langsame Amplitudenmodulation, die dem Gitarrensignal noch mehr Wärme und Breite gibt.
Dazu müssen wir uns einen Oszillator bauen, der so ausschaut: drei CR-Glieder werden hintereinander über die
Anode mit dem Gitter der Röhre verbunden, was eine Schwingung von 3 bis 8 Hz erzeugt. Auf diese wird dann
das Gitarrensignal “hinaufmoduliert”. (C=10nF ~ 3 - 7 Hz; C=22nF ~ 4 - 8 Hz ) An der Kathode könnte man statt
der RC - Kombination auch eine LED (1,6V) einbauen und hat somit auch schon eine visuelle Kontrolle über den
Effektstatus. Die Geschwindigkeit des Tremolos regelt sich durch den Poti (vorne =Fender (1M), Mitte =Fox (470K)
jeweils mit 220K in Serie)...je höher der Widerstand desto kleiner die Geschwindigkeit ... Mit dem FS-Anschluss
zwischen C2 und C3 liegt darauf keine Hochspannung an und mit der direkten Schaltung auf Masse braucht man
kein Relais zur Fernsteuerung.
Und hier ist nun mein erster “Söbabauda”: Ich habe hier bewusst auf Gegenkopplung und Standby verzichtet,
weil ich das Ganze so einfach wie nur möglich halten wollte. Wer diese “röhrenschonenden” Einbauten braucht,
der findet im Netz zahllose Beispiele.
Da es sich hier um ein Testobjekt handelt, sind hier viele Dinge wie die Regler, die Platine, die Verkabelungen
als Provisorien ausgeführt ( auch, um Spielraum für Experimente zu haben)
Da ich einige Punkte in dieser Version für verbesserungswürdig halte, verzichte ich auf Kommentare zu diesem
Schaltplan, verspreche aber, die verbesserte Version und ein sauber gebautes Produkt so bald wie möglich
online zu stellen. Übrigens, hier bekommt man so ziemlich alles, was an speziellen Bauteilen nötig ist.
Schau nach...